Test Drive 29.05.2013 (Archiv)
Jeep Grand Cherokee SRT8 im Test
Man muss ihn lieben, denn der Jeep Grand Cherokee SRT8 hat einen unverwechselbaren Charakter. Selbst die Navigation lässt an dieser Einschätzung nicht den leisesten Zweifel zu.Seiten: [1] [2]
Wie gesagt: Man muss ihn lieben. Schließlich sind er und sein Motor Klassiker, wobei der Grand Cherokee einst den Geländewagen zumindest in den USA salonfähig hat werden lassen. Dennoch bleibt bei aller Tradition und all dem Gewicht der Marke Jeep festzustellen: Auf der Straße benehmen sich andere längst besser. Aber keiner verkörpert mehr als der große Jeep den Typ des unbeirrbaren Cowboys.
Machos lieben angeblich diese Vorstellung und das Flair, das von einem Grand Cherokee ausgeht, zumal dann, wenn der auch noch einen klassischen amerikanischen Achtzylinder in sich trägt und mit Beschleunigungszeiten von 0 auf 100 km/h in fünf Sekunden aufwarten kann. Unser Exemplar unterstrich den Macho-Auftritt mit seiner schwarzen Lackierung, den abgedunkelten Scheiben hinten und mit den zweifarbigen Felgen, die den Blick auf die Brembo-Bremsen freilassen.
So martialisch außen, so verschwenderisch innen. Schwarzes Leder beherrscht die Szene. Komfortable Sitze fordern so wenig wie das Fahrwerk zu schneller Kurvenfahrt auf. Aber auf langen Strecken zeigen sie ihre Qualität. Das dicke Lederlenkrad mit Funktionstasten und großen Schaltpaddeln passt zum SRT-Anspruch. Die Sitzposition lässt sich dank dem ebenfalls elektrisch verstellbaren Lenkrad optimal wählen. Der Überblick ist so gut wie von der Kommandobrücke einer Yacht. Auch rundum bleibt einem nichts verborgen. Vorn zeigt die mächtige Haube, wo der Jeep endet, hinten die senkrecht abfallende, elektrisch betätigte Heckklappe.
Fotos: Jeep Grand Cherokee SRT
Der Fahrer hat also ein relativ leichtes Leben, auch dank dem Automatikgetriebe und Fahrerassistenzsystemen wie der Adaptive Cruise Control und einem Fernlichtassistenten. Für die Wandlerautomatik wünschte man sich sanftere Schaltvorgänge nicht nur beim Beschleunigen und mehr als fünf Gänge. So dreht der Motor stets rund 1000 Umdrehungen pro Minute höher als man von heutigen Motor-Automatik-Kombinationen gewöhnt ist. Bei 120 km/h zeigt der Drehzahlmesser 2500 U/min.
Überholimage hat der Grand Cherokee allemal. Wer dessen Gesicht formatfüllend im Rückspiegel hat, denkt sich seinen Teil und weicht. Natürlich kann auch ein SRT gleiten. Wer die Leistung nicht abfordert, erlebt den großen Jeep als komfortablen Reisewagen mit fülligem Blubbern aus acht Töpfen. Aber wer kauft sich schon den starken Achtzylinder, um über Landstraßen zu schweben? Da will man eher den typischen Sound genießen. Und der fällt im Grand Cherokee für die Insassen leider weniger beeindruckend aus als für die draußen vor der Tür gebliebenen.
Erfüllt ein Jeep Grand Cherokee SRT8 seinen Zweck? Die Frage ist, welchen. Andere Autos seiner Klasse erledigen dieselbe „Transport“-Aufgabe eleganter und effizienter. Aber keiner hat dieses unvergleichliche Image des großen Jeep. Eine Waschanlage und eine Waschstraße weigerten sich, ihn einzulassen – zu breit. Zuwendung mit dem Schwamm verlangt er also auch. Die zahlt sich sogar aus, wenn man das in der Waschstraße gesparte Geld gegen die Spritkosten rechnet. Man muss ihn eben lieben, um ihn zu mögen. Niemad erwartet wirklich, dass ein SRT8 auf der Basis des soeben vorgestellten neuen Modelljahrgangs des Grand Cherokee mehr als seinen traditionellen Charakter ins Spiel bringen wird.
Unsere Bewertung: Sterne.
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