Service 06.05.2013 (Archiv)
KFZ-Kennzeichen seit 1905
Wussten Sie, dass wir seit 1905 Nummern auf den Kutschen und Karossen führen müssen? Und dass andere das wesentlich früher mussten?Innen- und Finanzministerium haben sich den Nummerntafeln im September 1905 angenommen, nachdem sich auch der Vorläufer des ÖAMTC der Forderung angeschlossen hat. Das Ausforschen von Übeltätern auf der Straße wurde einfach zu mühsam. Die 'Herrenfahrer', die es als Entwürdigung ansahen, gekennzeichnet und ausforschbar zu gelten, konnten sich nicht länger durchsetzen. Die Kfz-Kennzeichen wurden also zur Pflicht.
Die ersten Nummerntafeln
Jedem Kronland sowie den 'Polizeirayonen' Wien und Prag jeweils ein Kennbuchstabe zugeordnet, der keinen Bezug zum Ländernamen hatte: A – Wien, B – Niederösterreich ohne Wien, C – Oberösterreich, D – Salzburg, E- Tirol, F – Kärnten, H – Steiermark, J – Krain, K – Küstenland, M – Dalmatien, N – Prag O - Böhmen ohne Prag, P – Mähren, R – Schlesien, S – Galizien, T – Bukowina, W - Vorarlberg. Dahinter folgte die Evidenznummer, arabische Zahlen zwischen 1 und 999. Nach Ausschöpfen des Vorrates wurden zwischen Erkennungsbuchstaben und Evidenznummer römische Ziffern eingefügt. (Quelle:
Oskar A. Wagner)
Die ersten Nummern bekam der Hochadel, danach ging es die Hierarchie nach unten weiter. Die Tradition, kurze und niedrige Nummern besonders wichtigen Personen zu geben, zog sich später durch die Geschichte. Erzherzog Eugen hatte also die Nummer A 1, Erzherzog Friedrich A 2 und A 3, Franz Ferdinand A 4, Ernst August von Cumberland nutzte A 5 und A 6.
'Damals wurde der Begriff des Nummernadels geschaffen, der sich bis in die zweite Republik hielt. Erst das derzeitige System mit der Möglichkeit der Wunschkennzeichen ermöglicht es Jedermann, sich selbst zu adeln.' erklärt Wagner zu dem Verfahren der Nummernvergabe bei den frühen und späteren KFZ-Kennzeichen. Die damaligen Schilder waren übrigens weiss und hatten schwarze Schrift - erinnern Sie sich noch an den Streit bei der Einführung der weissen Tafeln der EU wegen unserer angeblichen Tradition bei schwarzen Nummerntafeln?
KFZ-Kennzeichen bis 1930 (oben) und danach (unten)
Im Zuge des Anschlusses wurden die Nummerntafeln genauso wie die Linksfahrordnung in Ostösterreich geändert. Ab sofort fuhr ganz Österreich (nicht nur politisch) rechts, ein neues Buchstabensystem wurde eingeführt. Die neuen Kennzeichen nutzten die Buchstaben der Gaue: W - Wien, Nd - Niederdonau, Od - Oberdonau, Sb - Salzburg, St – Steiermark, K – Kärnten und TV – Tirol-Vorarlberg. 'Pol' wurde für die Feuerwehr und Polizei verwendet.
Nach dem Krieg wurde wieder auf rot-weiss-rot gesetzt, die Flagge bekam auch Wappen beiseite gestellt. 1947 wurde dann das gesamte Bundesgebiet vereinheitlicht, ohne Flaggen und Wappen rein in s/w gearbeitet und erstmals wurden die 'blauen Taferl' für Überstellungen und Probefahrten bekannt.
Die neuen Buchstabenkennungen sieht man auch heute noch bei älteren Autos, auch wenn die Nummerntafeln bei der Kfz-Zulassung heute automatisch gegen aktuelle getauscht werden: B – Burgenland, K – Kärnten, N – Niederösterreich, O – Oberösterreich, S – Salzburg, St – Steiermark, T – Tirol, V – Vorarlberg und W - Wien. 'Die Landeshauptstädte Graz – G und Linz – L erhielten wieder eigene Kennbuchstaben.' sagt Wagner in seiner Übersicht. Besonders begehrt waren Nummerntafel mit drei- oder vierstelligen Zahlen. Der Bundespräsident fuhr W 1000, wichtige Stellen wurden mit Nummern darunter versorgt. Erst 1967 wurde mangels ausreichender Nummern im Sechsstellen-Bereich für Bundesheer, Polizei etc. ein eigener Nummernraum geschaffen, der nicht auf die Region bezogen ist. Aber auch Buchstaben mussten zwischen die Zahlen, als diese ausgegangen waren.
Neue Regelung ab 1988
Irgendwann war es aber Zeit, komplett neu zu starten. Die weissen Nummerntafeln mit schwarzer Schrift, schönerem Design und mehr Sicherheitselementen wurden 1988 eingeführt - nach heißen Diskussionen in den Boulevardmedien. Auch Wunschkennzeichen gibt es seit damals.
Das Auto.At-Logo leitet sich aus den Nummerntafeln der Neuzeit ab, zeigt aber auch schon die Änderung, die durch die EU eingebracht wurde. Der blaue Bereich links, der die EU-Flagge samt Landeskennzeichen trägt, ist bei uns als 'WWW' eingeführt.
Seit 2002 gibt es diesen blauen Streifen links, der in Österreich neben den Europa-Sternen das 'A' beinhaltet.
Wagner weist auf noch ein Detail hin, das in der aktuellen Diskussion der Fahrrad-Kennzeichen unbeachtet bleibt: Es gab schon einmal Nummerntafeln auf Fahrrädern in Österreich. Nach 1945 bis 1947 nämlich wurden alle Fahrräder so gekennzeichnet - heute ein Tabu für die Politik...
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