Business 23.10.2009 (Archiv)
Maut für ganz Europa
Europaweite Maut-Erhebungen sind keine Zukunftsmusik: Die Europäische Kommission hat am 6. Oktober die grundlegenden technischen Spezifikationen und Anforderungen für das 'European Electronic Toll System' (EETS) festgelegt.In fünf Jahren soll ein gesamteuropäisches elektronisches Mauterhebungssystem für alle Fahrzeuge einsatzbereit sein. 'Der europäische elektronische Mautdienst wird es den Straßenbenutzern ermöglichen, Mautgebühren überall in der Europäischen Union auf einfache Weise zu zahlen; mit nur einem einzigen Vertrag bei einem einzigen Dienstleister und mit einem einzigen Bordgerät', erklärte Antonio Tajani, EU-Verkehrskommissar.
Der EETS-Dienst soll EU-weit auf Autobahnen, Tunneln und Brücken zur Verfügung stehen. Die Mautgebühren werden über ein Bordgerät erfasst. Weniger Barzahlungen an Mautstationen würden Warteschlangen verkürzen, so die Hoffnung der Kommission. Derzeit können die verschiedenen nationalen elektronischen Lkw-Mautsysteme nur Daten mit dem jeweils systemeigenen Bordgerät austauschen. Die Folge: Deren Anzahl steigt ständig, ebenso wie der Verwaltungsaufwand. Binnen drei Jahren solle man Transporter ab 3,5 Tonnen sowie Busse bei einem EU-Dienstleister seiner Wahl einschreiben lassen können. Sämtliche Mautgebühren würden dann entlang internationaler Strecken in Rechnung gestellt werden, so die Vorhersagen.
Auch wenn das einheitliche Mautsystem bislang den Güter- und Busverkehr betrifft, lässt sich ein solches System auch für private Pkws einsetzen – spätestens in fünf Jahren. Eine kilometerabhängige Pkw-Maut sollte technisch demnächst möglich sein.
Dank Galileo wird in voraussichtlich fünf Jahren eine extrem genaue satellitengestützte Datenübertragung möglich sein. Grund für den Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD), heute schon alle politischen Verantwortlichen aufzufordern, in Bezug auf eine Pkw-Maut klar Stellung zu beziehen. Als erstes EU-Land planten die Niederlande eine Einführung im Jahr 2014 oder 2015. Eine öffentliche Datenschutzdebatte rund um neue Erfassungssysteme sei aus Sicht des ARCD angesichts des raschen technischen Fortschritts auf EU-Ebene dringender denn je zu führen.
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