Test 01.06.2010 (Archiv)
Citroen C6 im Test
50 Jahre nach der Vorstellung des legendären Citroën DS 19, der 'Göttin', 'la déesse', wie im Französischen die Buchstabenkombination DS artikuliert wird, versuchte Citroën 2005 wieder einen Platz im automobilen Olymp zu ersteigen.Ähnlich aufsehenerregend wie damals präsentierte sich der C6 mit einer außergewöhnlichen Formgebung. Das Blechkleid und das Hydropneumatik-Fahrwerk waren die bemerkenswertesten Merkmale des neuen Citroën-Flaggschiffes, das es bei uns dennoch mehr als schwer hatte, der süddeutschen Konkurrenz Käufer abspenstig zu machen. Ein neuer, stärkerer 3.0-Liter-Biturbo-Sechszylinder-Diesel mit noch besseren Fahrleistungen bei gleichzeitig weniger Verbrauch soll das Geschäft beleben.
Der C6 verfügt über alle Attribute eines Fahrzeugs der gehobenen Mittelklasse – Eleganz, Raffinesse und durchaus Prestige. Vom überlangen, sanft gewölbten Bug, auf dem zwischen weit in die Kotflügel ragenden Scheinwerfern das verchromte Doppelwinkel-Logo prangt, mündet die coupéförmige Karosserie mit weichen Linien in ein Stummelheck mit auffälligen Rückleuchten-Höckern. Unterstützt wird der elegante Eindruck durch den 2,90 Meter großen Radstand.
Die Eleganz des Aussehens setzt sich im Fahrbetrieb fort. Der drehmomentstarke Diesel ist kaum hörbar, passt trefflich zum Reisecharakter der 4,90 Meter langen Limousine. Sänftengleich und fahrsicher filtert das Hydropneumatik-Fahrwerk zuverlässig alle Unannehmlichkeiten des Straßenbelages glatt. Zwar können per Knopfdruck Dämpfung und Federraten elektronisch variiert werden, eine weitere Taste lässt die Gasannahme spontaner ausfallen, doch diese Bedienungselemente vergisst man am besten. Wirklich sportlich ist der 1,9-Tonner trotz eines maximalen Drehmoments von 450 Newtonmetern, das bereits bei 1.600 U/min zur Verfügung steht, nicht zu bewegen. Zum Wohlfühl-Ambiente trägt die serienmäßige Sechsgang-Wandlerautomatik bei.
Innen kommt ebenfalls Freude auf. Leder, Echtholzdekor oder Hi-Fi-Anlage verwöhnen Fahrer wie Beifahrer. Allen Insassen bietet sich reichlich Platz. Die Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen ist geradezu fürstlich und verleitet dazu, so oft wie möglich das Steuer aus der Hand zu geben. Ergonomisch sind fast alle Aufgaben gelöst. Nur bei der Bedienung der Klima- und Radiofunktionen hapert es wegen der kleinen Tasten zumindest während der Fahrt. Als sehr angenehm erweist sich dagegen das sogenannte Head-Up-Display, das Geschwindigkeit und Navigationsanweisungen in das vom Fahrer wahrgenommene Bild der Straße einblendet. Vor allem bei Nachtfahrten etwa in engen Autobahnbaustellen lernt man das System schätzen.
Das gilt auch für den Spurassistenten, der ab einer Geschwindigkeit von 80 Kilometern pro Stunde beim unbeabsichtigten Überfahren der Fahrbahnbegrenzung den Fahrer förmlich wachrüttelt und natürlich auch für die mitlenkenden Bi-Xenon-Scheinwerfer, die elektronisch gesteuert sind und für die optimale Ausleuchtung der Fahrbahn in der Kurve sorgen. Nicht standesgemäß ist dagegen der für diese Klasse kleine Kofferraum, der zudem durch die schmale Öffnung auch nur mühsam beladen werden kann. Dafür gibt es im Innenraum jede Menge Ablagefächer, teilweise wie in den Türen mit aufwändigem Schließmechanismus.
In puncto Sicherheit befindet sich Citroëns extravagante Limousine mit u.a. neun Airbags, ESP, einer mehrfach versteiften Struktur und aktiven Kopfstützen bereits im automobilen Olymp. Fünf Sterne punktete er beim Euro-NCAP-Crashtest, und dank aktiver Motorhaube ist der C6 eines der ersten Autos mit den höchst möglichen Punktezahlen beim simulierten Fußgängercrash. Und da auch die serienmäßige Komfortausstattung ungewöhnlich umfangreich ist, muss selbst der Basispreis von stolzen 55.810 Euro als fair bezeichnet werden.
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