Tipp 24.03.2010 (Archiv)
Unterschiedlich abgefahrene Reifen
Ein kontrollierender Blick beim bevorstehenden Wechsel von Winter- auf Sommerreifen macht es deutlich: Reifen werden nicht gleichmäßig abgefahren. Die Pneus an der Antriebsachse werden immer stärker abgenützt.Wohin also mit den besseren Reifen, nach vorne oder nach hinten? Die gängige Empfehlung, Reifen mit mehr Profil an der Hinterachse zu montieren, hat leicht erklärbare Sicherheitsgründe: 'Schlechtere Reifen an der Hinterachse erhöhen die Schleudergefahr und damit das Risiko schwerer Unfälle. Das gilt auch bei Vorderradantrieb', erklärt ÖAMTC-Reifenexperte Friedrich Eppel. Durch regelmäßigen Tausch von Vorder- und Hinterachsreifen können die Unterschiede möglichst gering gehalten werden. Aber kommen dann nicht beim Frontantriebsfahrzeug die besseren Reifen an die Vorderachse?
Der ÖAMTC hat getestet, wie sich die Positionierung der besseren Reifen auf Vorder- oder Hinterachse auf die Fahreigenschaften eines Autos mit Vorderradantrieb auswirkt und wie viel ESP dabei ausgleichen kann. 'Der Test zeigt, dass ein Reifentausch zwischen Vorder- und Hinterachse nur bei geringen Unterschieden zu empfehlen ist. Außerdem zeigt sich, dass die Kombination stark unterschiedlicher Reifen die Unfallgefahr drastisch erhöht und daher auf jeden Fall vermieden werden sollte', bringt der ÖAMTC-Experte die Ergebnisse auf den Punkt.
Im ÖAMTC-Spezial-Sommerreifentest wurden zwei verschiedene Testreihen mit verschiedenen Michelin-Reifenmodellen durchgeführt. Im ersten Fall war der Unterschied zwischen Vorder- und Hinterachsreifen gering. Es handelte sich um das gleiche Modell vom gleichen Hersteller, der Profiltiefenunterschied betrug maximal 1,5 Millimeter, die Reifen waren etwa gleich alt und gleich lange in Verwendung. In der zweiten Testreihe gibt es große Unterschiede zwischen Vorder- und Hinterachsreifen, es wurde ein Mix aus neuen und alten Reifen getestet. Die neuen Pneus stammten zwar vom gleichen Hersteller, waren aber ein Nachfolgemodell. Der Profiltiefenunterschied betrug zwei bis drei Millimeter, die gebrauchten Reifen waren älter.
Der ÖAMTC-Test beweist, dass bessere Reifen an der Vorderachse Sicherheitsvorteile beim Bremsen und bei Aquaplaning haben. Bessere Reifen an der Hinterachse bedeuten mehr Stabilität in Not- und Ausweichsituationen, besonders auf nasser Fahrbahn. Bei Reifen mit geringen Profiltiefenunterschieden (ca. ein Millimeter) sind die Sicherheitsunterschiede allerdings gering. Zusätzlich korrigiert ESP wirksam die Schwächen, die durch wenig unterschiedliche Profiltiefe an den Vorder- und Hinterachsreifen auftreten. Das Assistenzprogramm kann die geringere Seitenführung an der Vorderachse in gewissem Maße ausgleichen und das Übersteuern der Hinterachse wirkungsvoll reduzieren. 'Daher kann man vor allem bei Autos mit ESP die Reifen regelmäßig tauschen, wenn der Profiltiefenunterschied gering ist', erklärt Eppel.
Bei großem Unterschied in der Profiltiefe und/oder deutlich unterschiedlichem Reifenalter muss aber auf jeden Fall mit einer erheblichen Verschlechterung der Sicherheitseigenschaften gerechnet werden. 'Alte Reifen an der Hinterachse führen zu einem gefährlichen, inakzeptablen Ausbrechen in Notsituationen. Das kann auch ESP nicht verhindern. Die Übersteuer-Reaktion wird zwar anfangs korrigiert, wirkt aber dann, wenn die Grenzen der Physik erreicht sind, umso heftiger', warnt Eppel. Werden die schlechteren Reifen an der Vorderachse montiert, verlängern sich die Bremswege deutlich.
'Aus diesem Grund empfiehlt der ÖAMTC, die Kombination deutlich unterschiedlicher Reifen an Vorder- und Hinterachse aus Sicherheitsgründen zu vermeiden. Sind die Reifen stark unterschiedlich abgenutzt, so ist es besser, gleich vier neue Reifen zu kaufen', appelliert der ÖAMTC-Reifenexperte, nicht auf Kosten der Sicherheit zu sparen. 'Ist man zu solch einem ungleichen Reifenmix allerdings gezwungen, so sollten die besseren Reifen auf jeden Fall an der Hinterachse montiert werden.'
Fazit: Der 'Reifentanz', wo beim Wechseln der Reifen diese an unterschiedlichen Positionen gesetzt werden, um sie gleichmäßig abzufahren, macht Sinn. Allerdings nur bei geringen Unterschieden im Profil, größere Unterschiede sind ein Risiko. Beim Vorderradantrieb kann man bessere Reifen vorne einsetzen - wenn der Unterschied nicht zu groß ist und das ESP auch noch hilft.
Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie hier!
#Reifen #Sommerreifen #Abnutzung #ESP #Vorderradantrieb #Reifentanz
Newsticker per eMail oder RSS/Feed!
Auch interessant!
Sommerreifen-Saison
Die Pflicht, im gegebenen Fall Winterreifen haben zu müssen, endet nun. Ab rund 7 Grad ist es dann auch a...
Neue Reifen, neuer Anbieter
Wir wollen Ihnen heute einen Lieferanten für Ihren nächsten Sommerreifen vorstellen, der zwar nicht ganz ...
Sommerreifen im Test
Jetzt wird es endlich Zeit für Sommerreifen. Zwar läßt das Wetter immer wieder auch tiefere Temperaturen ...
Selbst Reifen wechseln
Die Faustregel für die Fahrt mit Winterreifen lautet: von O bis O – von Oktober bis Ostern. Sommerr...
Sommerreifentest 2010
Jedes Jahr, wenn der Frühling den Winter vertreibt, stellt sich die Frage nach den Sommerreifen für Autof...
Sommerreifen: Erst einfahren!
Viele Autofahrer checken ihr Fahrzeug mit der ersten Frühlingssonne richtig durch. Wenn mit Schnee oder G...
Sommerreifen
...
Winterreifen oder Sommerreifen?
Passend zu den derzeit herrschenden Temperaturen endet am 15.4. in Österreich die Winterausrüstungspflich...
Schwerpunkt: Auto und Sicherheit
...
Tipps und Tricks
...
Abgefahren: Winterreifen oder Sommerreifen?
Auch ein abgefahrener Winterreifen ist einem neuen Sommerreifen auf Schnee überlegen, meinen die Experten...
Winterreifen im Sommer? Ist das erlaubt?
...
Forum: Ihre Meinung dazu! Ins Forum dazu posten... |