20.04.2000 (Archiv)
Wie aggressiv sind die Autofahrer?
Zwei Drittel der Autofahrer haben Aggressionen im letzten Jahr erfahren - genausoviele sehen diese im Zunehmen begriffen.
Die internationale Studie wurde mit 10.000 Autofahrern in Europa durchgeführt, der heimische Teil mit 700 Autofahrern bei ÖAMTC und Gallup.
'Zwei Drittel der österreichischen Autofahrer ärgern sich regelmäßig über die anderen Autofahrer und sind damit entsprechend frustriert' stellt Karl Obermair, Bereichsleiter für Verkehr und Konsumentenschutz beim ÖAMTC, fest. Am meisten nervt das absichtliche Blenden mit dem Fern- oder Nebelschlußlicht (82%) gefolgt vom Spurwechsel ohne Blinken (80%) und dem Rechts- oder Linksüberholen von Kolonnen mit anschließendem 'Reinzwicken' (80%). Weitere typische 'Aufreger' im Autofahrerleben sind das Blockieren von Kreuzungen durch Einfahren bei Grünblinken (72%) und das behindernde Parken in zweiter Spur (72%). Obermair: 'Davon abgesehen, dass es sich dabei um Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung handelt, vergiften all diese kleinen Fouls das Klima und führen damit zu einer erhöhten Aggressionsbereitschaft, was wiederum zwangsläufig auf Kosten der Verkehrssicherheit geht.'
Auch der Kavalier am Steuer gehört offensichtlich der Vergangenheit an, werden doch Frauen im Straßenverkehr fast gleich oft Opfer aggressiven Verhaltens wie Männer, d.h. konkret mit 'aggressiven oder obszönen Gesten' bedacht (54%), 'beschimpft' (49%), 'absichtlich geblendet' (42%), vom linken Fahrstreifen durch dichtes Auffahren 'verjagt' (35%) oder überhaupt gleich 'an der Weiterfahrt behindert' (33%). Obermair: 'Obszöne Gesten und Beschimpfungen sind offensichtlich in Ballungsräumen eher an der Tagesordnung als auf dem Land.
Die Schwierigkeit einen Parkplatz zu finden, der immer dichter werdende Stop-and-go-Verkehr, die Zeitknappheit, all das erhöht den psychologischen Druck und kann bei mangelnder Selbstkontrolle zu Ausbrüchen oder Entgleisungen führen. Oft ist allerdings der Grat zwischen rücksichtslosem Verhalten und strafrechtlich relevantem Tatbestand viel schmäler als man denkt.'
Trotz dieses beachtlichen Frustrationspotentials liegen die österreichischen Autofahrer noch im unteren Drittel, was die Häufigkeit und das Ausmaß des Ärgerns betrifft. Am meisten ärgern sich beim Autofahren die gar nicht kühlen Briten und die Holländer, am coolsten unterwegs sind im Vergleich dazu die Schweizer und die Finnen. Die österreichischen Autofahrer werden nach eigenen Angaben allerdings relativ häufig selbst Opfer aggressiven Verhaltens und nehmen in diesem Europa-Ranking den gar nicht schmeichelhaften Rang 3 von 16 Ländern ein. Öfter 'beschimpft', 'geschnitten' oder 'bedrängt' werden demnach nur die Franzosen und die Luxemburger. Auch über entsprechende 'Mentalitäts-Unterschiede' auf Europas Straßen gibt die Studie Auskunft: 'geschimpft' am Steuer wird primär in Spanien und Griechenland, 'obszöne Gesten' sind – not very british – in England am verbreitetsten, das Fernlicht wird in Portugal und Luxemburg am ehesten zur 'Waffe', dichtes Auffahren auf der Autobahn ist tendenziell die Domäne der deutschen und holländischen Lenkraddreher.
Obermair: 'Wer sich ärgert oder aggressiv ist, verliert die Konzentration auf den Straßenverkehr und macht somit eher Fehler, als ein cooler, souveräner Typ. Man schützt sich selbst und seine Mitfahrer am besten, indem man schon in der Fahrschule lernt, nicht nur die Kontrolle über das Fahrzeug, sondern auch über sich selbst zu behalten. Durch aggressiven Fahrstil erntet man selbst nur sehr viel Gegendruck, wer rücksichtsvoll fährt, erlebt auch seinerseits mehr Entgegenkommen.'
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